Den letzten unserer gemeinsamen freien Tage in den Herbstferien nutzten wir, um – einen etwas größeren Bogen nehmend – Richtung Chemnitz zu fahren. Ein Geburtstag stand an und ein Ferienkind war abzuliefern. Hier geht es aber um den genommenen Bogen ;-). Dieser sollte uns zu Wohnhöhlen führen, die meine Lost-Place-Spürnase auf der Geocaching-Website als spannend identifiziert hat.Unser Weg führte uns die B6A entlang durch den Harz. Wir ließen Wernigerode rechts neben uns liegen und wollten Richtung Halberstadt abbiegen. Da uns eine Umleitung den Weg versperrte und es sowieso Essenszeit war, entschieden wir uns zunächst für die Jagd nach etwas Essbarem im beschaulichen Örtchen Heimburg. Fündig wurden wir knapp außerhalb: Die „Gaststätte zur Horst“ war ausgeschildert. Etwas skeptisch betraten wir den Gastraum, feststellend, dass wir das Durchschnittsalter der anwesenden Gäste wenigstens halbierten. Aber es gab keinen Grund zur Sorge: Leckeres Essen wurde reichlich und schnell zubereitet und die Preise stimmten auch.
Frisch gestärkt folgten wir schließlich der vom Wirt beschriebenen Umleitung über Derenburg und Böhnshausen. Hier, in Böhnshausen, führte uns später unser Rückweg noch ins „Geistreich“ (GC4R244), einem Cache an einem alten, verwilderten Friedhof. Hier hätte ich eigentlich viel mehr Fotos schießen wollen, doch war die Zeit dann zu knapp.
Aber kommen wir doch erstmal am eigentlichen Ziel an: Langenstein. Der erste Wegpunkt von Living Underground (GCMNF9) führte uns in die Mitte des Örtchens. Hier wechselten wir von autobahntauglicher Bereifung auf Wanderschuhe und liefen los. Zunächst ging es immer bergauf, in eine kleine Gasse die zwischen drei Anwesen ihr Ende fand. Von da aus führte ein kleiner Pfad steil den Berg hinauf. Kaum waren wir auf dem oberen Wanderweg angekommen und diesem wenige Meter gefolgt, wies uns ein Wegweiser schon wieder einige Meter abseits des Weges nach unten in eine eher unscheinbare Höhle. Diese entpuppte sich jedoch als Penthouse mit Blick über die Dächer Langensteins. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie auserkoren, die Bergstation zur Druckerzeugung für die ersten Anschlüsse mit fließendem Wasser zu sein. Heute zeugt noch ein trockenes Sammelbecken davon.
Dem Wanderweg folgend passierten wir noch Gemäuer, weitere Höhlen und Felsen. Teilweise waren in die Steine bis zu einem Zentimeter tief sehr präzise Symbole eingeritzt. In den Höhlen luden gemütliche Sitzecken zum Picknick ein. Einige Quellen [1] besagen, dass diese Höhlen schon im 12. Jahrhundert bewohnt waren.
Letztendlich führte uns unser Weg zum Langen Stein 11 – einer noch bis 1916 bewohnten Höhlenwohnung [2]. Diese wurde von ehrenamtlichen Helfern restauriert und kann kostenfrei besichtigt werden. Klar – gerade Wände sucht man vergebens. Aber eine Küche findet ebenso Platz wie ein Schlafzimmer und weitere Räumlichkeiten. Für angenehme Temperaturen in der kalten Jahreszeit sorgte gewiss der in die Höhle eingearbeitete Kamin. Wenn ich so bedenke, dass es in dieser Höhlenwohnung im Sommer bestimmt angenehm frisch ist und das diese im Winter sicher vom Kamin durchgeheizt sehr gemütlich ist, frage ich mich schon, warum heute niemand mehr in einer solchen wohnt.